Audi – Technischer Vorsprung auf vier Rädern
1909 verlässt August Horch wegen Differenzen mit seinen Geschäftspartnern seine eigene Firma, die nach ihm selber benannt war, um eine neue Manufaktur zu gründen. Doch die junge Autofirma hat mit einem elementaren Problem zu kämpfen. Sie hat noch keinen Namen, denn die Namensrechte von Horch liegen bei der alten Firma. Ein stimmiger Name ist das Wichtigste, um auf dem Markt zu bestehen und Bekanntheit zu erlangen. Nur der angemessene Name fällt August Horch nicht ein. Zum Glück hat der Sohn des mit ihm befreundeten Frank Finkentscher den passenden Einfall, die neu gegründete Firma Audi zu nennen. Der Name „Horch“ ist schließlich die Imperativform von horchen, hören oder lauschen und die lateinische Entsprechung ist „audi“.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts bedeutet Automobilbau noch äußerst viel Handarbeit und den unterstützenden Einsatz schwerer Maschinerie. In den 20er Jahren werden die Maschinen zudem noch per Transmission angetrieben, denn der elektrische Einzelantrieb erlangt erst zu Beginn der 30er Jahre die Reife für größere Produktionen. Die Stückzahlen in der Fertigung liegen also anfangs bei nur wenigen Hundert Fahrzeugen im Jahr. Horch setzt jedoch von Anfang an auf höchste Qualität bei seinen Modellen und auf technische Innovation. Vorsprung durch Technik ist die Devise, die auch heute noch aktuell ist. Ab 1927 werden die Fahrzeuge ausschließlich mit 8 und 12 Zylinder gebaut. Das zielt nicht unbedingt auf den Massenmarkt bei niedrigen Preisen, sondern auf betuchte Zielgruppen ab. Anstatt herkömmliche Fahrzeugdesigner zu engagieren, werden renommierte Künstler mit den Entwürfen der Fahrzeuge beauftragt.
Weltwirtschaftskrise und Auto-Krise
Horch beherrscht mit seinen Audis in den 30er Jahren schnell das Luxussegment in Deutschland. Bereits 1921 hat Audi die Rechtslenkung in die Linkslenkung umgewandelt und war mit dieser Innovation Pionier in Deutschland. Dabei sollte es aber nicht bleiben. Auch andere wichtige technische Highlights, wie der Ölfilter, folgten. Dieser hat damals maßgeblich dazu beigetragen, dass überhaupt eine gewisse Langlebigkeit der Motoren möglich war. Aufgrund der Weltwirtschaftskrise und des Zweiten Weltkrieges ging es für das Unternehmen jedoch zügig bergab mit den Geschäften.
Die Nachfrage im Luxus-Segment brach ein, was dazu führte, dass die Auto Union AG gegründet wurde. Der Zusammenschluss von DKW, Wanderer, Audi und Horch stärkte die einzelnen Firmen, die allein in der Krise nicht hätten überleben können. Auf diese strategisch äußerst intelligente Art besetzte dann jeder Hersteller sein eigenes Segment, man konnte jedoch auf gewisse Synergien bauen. DKW baute Kleinwagen, Wanderer Mittelklassefahrzeuge, Audi verfestigte sich im Segment der gehobenen Mittelklasse und Horch versorgte die Oberklasse.
Prestige und moderne Technik als Image
In den nachfolgenden Jahren hat sich Audi im Premiumsegment festgebissen, bietet jedoch inzwischen Fahrzeuge in nahezu allen Klassen an. Die Gemeinsamkeit sind die höhere Qualität, aber auch der höhere Preis. Jedes Automodell muss seine eigene Persönlichkeit haben und genau das ist die Unternehmensphilosophie von Audi. Der Premium-Charakter der Marke Audi soll stetig gestärkt werden und immer auf den ersten Blick erkennbar sein. Die Botschaft der Marke, die aus der Audi-Werkstatt von Horch stammte, ist nach wie vor technischer Vorsprung, und Sportlichkeit, die Emotionen weckt.
Audi hat sich mit dieser Konstante trotzdem über Jahrzehnte hinweg immer wieder neu erfunden und immer neue Innovationen hervor gebracht. Heutzutage vermarktet sich Audi nach wie vor als Premium- und Qualitätsmarke mit sportlichem Touch. Die Marke Audi hebt sich stark durch die Innovationskonzepte und Designstudien von anderen Herstellern – selbst im eigenen Volkswagen-Konzern – ab. Audi hat stets, das Ziel verfolgt, die Technologie aus dem Rennsport in Form von Mittelklassewagen (A4, A5) auf die Straße zu bringen. Diese begeisternde Performance und die innovative Technologie sind bleibende Charakteristika auch in den Fahrzeugen der Kompaktklasse (A1, A3) und Oberklasse (A6, A8).
Audi ist Technologietreiber im VW-Konzern
Audi will die Mobilität der Zukunft gestalten. Die Visionen von Audi und die Arbeit an dieser Zielsetzung sind die die Grundpfeiler des Unternehmens-Images. Audis sollen als Sportwagen mit Comfort wahrgenommen werden und man verkauft einen Vorsprung durch moderne Technik. Ein Audi ist immer sportlich, exklusiv und trotzdem absolut alltagstauglich. Ob als Firmenwagen oder für die Familie. Das Prinzip von Audi ist „Top of the line“ und das zeigt, dass der Fokus eindeutig auf Exklusivität liegt. Die prestigeträchtigen Modelle grenzen sich regelmäßig von denen der Konkurrenz der Mittel- und Oberklasse (z.B.: Mercedes oder BMW) ab.
Der starke Technologietransfer aus dem Motorsport ist unübersehbar und wird auch aktiv beworben. Audi grenzt sich damit deutlich vom Mainstream ab und präsentiert sich innerhalb des Volkswagen-Konzerns als exklusive Marke und besonderes Produkt. Damit ist die Firma auch der Technologietreiber schlechthin im gesamten Konzern. Die anderen Marken (VW, Skoda, Seat, etc.) profitieren von diesem Know-How und werden nachgelagert mit den modernen Technologien versorgt. Selbst viele Porsche-Modelle werden inzwischen mit Audi-Motoren betrieben.
Große Erfolge und beliebte Audi-Modelle
Die ersten Erfolge der noch übersichtlichen Audi-Werkstatt ließen Anfang des 20. Jahrhunderts nicht lange auf sich warten. Mit dem Audi Typ B, der ab 1911 gebaut wurde, hatte August Horch die berühmte Alpenfahrt dreimal in Folge gewonnen. Die Alpenfahrt war damals die schwierigste Bergfahrt, die es gab und die wenigsten Autos kamen überhaupt ins Ziel. Mit diesen Siegen etablierte sich das Motorsport-Renomé für das Audi heute noch steht.
1937 ist bereits jedes vierte Fahrzeug in Deutschland ein Erzeugnis der Auto Union AG, aber Automobilie bleiben noch bis nach dem Krieg ein Produkt für die Wohlhabenden und Eliten. 1980 bietet Audi mit dem Audi Quattro (Ur-Quattro) den ersten Seriensportwagen mit permanentem Allradantrieb an. Die Geschichte vom Audi-Entwickler, der mit Sommerreifen einen schneebedeckten Berghang hinauffuhr ist Legende. Ab 1994 wird dann das bis dato vermutlich beliebteste Modell der Audi 80 zum A4. Damit beginnt die Umbenennung aller Modelle des Unternehmens zu A-Modellen.
Die Vierlenker-Vorderachse und der Fünfventilmotor sind die technischen Highlights dieser Zeit. Überzeugende Technik und das richtungsweisende Design machen den neuen A4 zum Verkaufsschlager der 90er Jahre. Damit hatte Audi den Sprung in sein modernes Design gewagt. Die zweite Generation des A4 kommt 2000 auf die Straße. Er greift die Stärken seines Vorgängers auf und entwickelt sie konsequent weiter. 2004 kommt die dritte Generation des A4. 2007 stellt Audi den A4 der vierten Generation vor. Das neue Auto knüpft an die Erfolgen der Vorgängermodelle an und bricht alle Rekorde. Der A4 ist das wohl meist benutzte Firmenfahrzeug der letzten Jahrzehnte in Deutschland.
Vom Motorsport in die Serie
Die Audi-Werkstatt-Teams gewannen 1981 mit dem Audi quattro drei Rallyeweltmeisterschaften. 1989 folgten 7 Siege bei der IMSA-GTO-Serie mit dem Audi 90 quattro. 1990 und 91 war Audi mit seinem V8 quattro Sieger der Deutschen Tourenwagenmeisterschaft. 1993 gewann Audi mit dem A80 quattro die französische Tourenwagenmeisterschaft und 1994 folgte der Sieg mit dem A80 competition bei der italienischen Tourenwagenmeisterschaft. 1995 gewann Audi erneut die Italienische Tourenwagen-Meisterschaft und dazu mit dem A4 quattro den Tourenwagen-Weltcup. 1996 folgten die Siege bei den Supertourenwagen-Meisterschaften in Australien, Deutschland, Großbritannien, Belgien, Spanien, Italien und Südafrika. Der Einsatz bei der DTM, in Le Mans und in vielen anderen Wettbewerben ermöglichten und ermöglichen Audi auch weiterhin den regelmäßigen Technologietransfer in Serienfahrzeuge, wie er 1980 mit dem Ur-Quattro begonnen hatte.